Besinnliches
Die
Angst der Kerze
Eines Tages kam ein Zündholz zur Kerze und sagte:
"Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden."
"O
nein!", erschrak da die Kerze. "Nur das nicht.
Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt! Niemand
mehr wird meine Schönheit bewundern!" Und
sie begann zu weinen.
Das
Zündholz fragte: "Aber willst du denn dein
Leben lang kalt und hart bleiben, ohne je gelebt zu
haben?"
"Aber
brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften",
schluchzte die Kerze unsicher und voller Angst.
"Das
ist schon wahr", entgegnete das Zündholz.
"Aber das ist doch auch das Geheimnis unserer Berufung:
Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist
wenig. Zünde ich dich aber nicht an, so verpasse
ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, das
Feuer zu entfachen. Du bist die Kerze. Du sollst für
andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was
du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt
in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst.
Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich
versagst, wirst du sterben."
Da
spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung:
"Ich bitte dich, zünde mich an."
(Unbekannter Verfasser)
Zwei
Wölfe
Ein
alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer.
Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte,
während die Flammen in den Himmel züngelten.
Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens:
"Weißt du, wie ich mich manchmal fühle?
Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander
kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig,
aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll,
sanft und mitfühlend."
"Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz
gewinnen?", fragte der Junge.
"Der Wolf, den ich füttere", antwortete
der Alte.
Nur
ein Lächeln
Ein
Lächeln ist die kürzeste Entfernung zwischen
Menschen. Es kostet nichts und bringt so viel ein. Es
bereichert den Empfänger, ohne den Geber ärmer
zu machen. Es ist kurz wie ein Blitz, aber die Erinnerung
daran ist oft unvergänglich. Keiner ist so reich,
dass er darauf verzichten könnte. Keiner ist so
arm, dass er es sich nicht leisten könnte. Es bringt
Glück ins Heim, ist das Kennzeichen der Freundschaft.
Es bedeutet für den Müden Erholung, für
den Mutlosen Ermunterung, für den Traurigen Aufheiterung
und ist das beste Mittel gegen Ärger. Man kann
es weder kaufen noch erbitten noch leihen oder stehlen,
denn es bekommt erst dann Wert, wenn es verschenkt wird.
Denn
niemand braucht so bitter nötig ein Lächeln
wie derjenige, der
für andere keines mehr übrig hat.
(Unbekannter
Verfasser)
Bedeutung
des Jetzt
Ein
Weiser wurde gefragt, welches die wichtigste Stunde
sei, die der Mensch erlebt, welches der bedeutendste
Mensch, der ihm begegnet, und welches das notwendigste
Werk sei.
Die
Antwort lautete:
Die
wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste
Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.
(Meister
Eckhart)
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